Dr. Achim Heinze


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Flutkatastrophe Simbach/Inn

Wettkampfberichte > 2016


Flutkatastrophe 1.6.2016, Simbach/Inn

Im Juni 2016 war Simbach am Inn von einer Hochwasserkatastrophe betroffen. Die Bilder gingen europaweit durch alle Medien. Besorgte Nachfragen erreichten auch mich als dort Wohnhaften.
Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen vom Tag, an dem die Flut kam, schildern. Im zweiten Teil dieses Berichtes gehe ich darauf ein, welche Ursachen vorliegen und Folgen bzw. Schlüsse sich daraus ergeben.

Tag der Katastrophe

Am 1.6.2016 fuhr ich wie gewohnt mit dem Rennrad morgens die Strecke von Simbach am Inn in nördlicher Richtung nach Pfarrkirchen. In der Nacht musste es bereits stark geregnet haben, an zwei niedrig gelegenen Stellen (bei Wittibreut bzw. Triftern) staute sich das Regenwasser; beide Passagen konnte ich als Rennradfahrer gerade noch so passieren. Während der Fahrt begann es sehr stark zu regnen, mit Tropfengrößen ungewöhnlichen Ausmaßes, die beim Aufprall auf dem Gesicht unangenehm schmerzten, so ähnlich wie Hagelkörner. Dabei war es erneut - wie auch den weiteren Tag lang - windstill. Nichts deutete auf eine derartige Katastrophe hin. Auffällig oder ungewöhnlich war für mich lediglich, dass meine Kleidung nach der Fahrt von Simbach nach Pfarrkirchen so durchnässt und verschlammt war, dass ich erstmals überhaupt die Socken direkt in den Müll geben musste.

Während des Vormittags regnete es im Rottal (und noch mehr im Inntal!) wiederholt sehr stark, es gab aber auch trockene Abschnitte. Als ich um 13:20 Uhr in Postmünster losfahren wollte, war im Nordwesten sogar ein heller Streifen zu sehen, der auf Sonnenschein hindeutete. Also wieder raus aus der Regenhose und leichtes Marschgepäck, ich musste an diesem Tag die 27 km zwischen Zuhause und Arbeitsort ohnehin viermal bewältigen, weil gegen Abend EB-Sitzung anstand.
Die Regenhose nicht überzuziehen bzw. nicht einzustecken könnte man der Einfachheit halber als Fehler hinstellen; angesichts des Infernos, welches unmittelbar bevorstand, hätte ich diese Schutzkleidung bestimmt im tiefen Sumpf verloren. Eine Banane hätte ich mir allerdings nicht für abends aufsparen müssen, da ich sowieso nicht mehr zurückkommen sollte. Den zusätzlichen Energieschub hätte ich angesichts einer bevorstehenden dreieinhalbstündigen Odyssee gut gebrauchen können - aber zu diesem Zeitpunkt ahnte ich davon nichts.

Im Unwetter unterwegs

Zu Beginn der Heimfahrt um 13:30 in Postmünster bleibt noch alles im Rahmen. Nachdem ich einen Hügel überquert und ca. 5 km zurückgelegt habe, sieht es völlig anders aus: von wegen Wetterbesserung! Es regnet jetzt so stark, wie ich es noch nie erlebt habe. Das nächste Tal des Grasenseer Baches, welches wenige Stunden zuvor ganz gewöhnlich passierbar war, präsentiert sich als großer See! Glücklicherweise verläuft die Straße auf einer Anhöhe, was sie gerade noch befahrbar macht. Bereits hier zeigt sich, dass unabhängig von der aktuellen landwirtschaftlichen Nutzung flächenhafte Abspülung eingesetzt hatte. Vier Feuerwehrmänner stehen vor der Aufgabe, einen Großstall zu evakuieren - die Kühe auf den gleich hoch terrassierten Randflächen mit den Hufen schon im Wasser. Der Ort Obergrasensee, welchen ich passieren wollte, steht komplett in einem neu gebildeten See. Somit suche ich nach einer anderen Route.

Ich weiß nicht, zu welchem Zeitpunkt die Brücke in Altersham überflutet wurde - als ich diese gerade noch passieren konnte, stand das Wasser bereits an der Oberkante. Da die Hauptstraße erhöht verläuft, nehme ich diese zum ersten Mal seit etwa 1500 Fahrten mit dem Rad. Die größte Gefahr ist dort nicht mehr das Hochwasser, sondern die Pkw-Fahrer: teils ohnehin rücksichtslos, teils in Panik, um noch schnell nach Hause zu kommen. Nichts anderes will ich zu diesem Zeitpunkt auch nur noch. Zwischen Godelsham und Neukirchen steht die Straße unter Wasser: aus Radfahrersicht so hoch, dass beide Beine bis über die Knie nass werden. Das Wasser ist übrigens erstaunlich warm!

Da die Hauptstraße nicht nur, aber besonders an diesem Tag höchstgefährlich ist, versuchte ich wieder zurück auf meine gewohnte Nebenstrecke zu gelangen. Ein "Gesperrt"-Schild ignoriere ich, schließlich hat der Radfahrende die Möglichkeit, sich zum Rad tragenden Fußgänger zu machen - was letztlich auch meine Rettung sein sollte. Das Sperrschild jedenfalls hatte seine Berechtigung - die nächste Brücke war von den Wassermassen weggerissen worden und ein kleiner Wildbach ergoss sich stattdessen durch eine tiefe Schneise. Querung unmöglich!
Zurück? Komme ich überhaupt nochmal durch die immer höher werdenden Flutmulden? Ist die Brücke nach Pfarrkirchen inzwischen nicht längst überflutet? Fragen, die niemand beantworten kann. Jeder ist auf sich selbst gestellt. Es gilt vor allem, keine Zeit mehr zu verlieren.

White out

Mein Plan lautet nun: Die Straße verlassen und hinauf zum höchsten Punkt, der Rettung versprechen könnte: je weiter nach oben, umso weniger Zuschusswasser. Der Nachteil: Mittlerweile fahre ich mitten im Gewitter, das einfach nicht weiterziehen will. Die Donnerschläge sind knallend laut! Blitze zeigen sich trotz hellem Tageslicht als weiße, alles überdeckende Farbe. Trotz White out bleibt keine andere Alternative. Sicher ist man hier draußen sowieso nirgends.
Nicht einmal dreißig Meter weit komme ich, dann ist mein Rad so verschlammt, dass ich es weder schieben noch hinter mir herziehen kann. Als ich es zu tragen versuche, sinke ich dank Zusatzgewicht und schlechterer Gewichtsverlagerung so tief ein, dass ich den linken Radschuh verliere. Die Überschuhe habe ich längst unfreiwillig abgestreift. Um keinen Preis will ich barfuß die Zeitfessel noch enger setzen. Ich greife einfach dorthin, wo der betreffende Fuß ist und bekomme den ersehnten Schuh zu fassen. Ich schlüpfe - so gut es geht - wieder hinein und ziehe die Lasche am Schuh so fest wie möglich. Das Rad mitschleppen zu müssen, kostet Kraft und Zeit. Längst bin ich im Unterzucker. Hätte ich doch nur die Banane noch gegessen!

Teilweise auf allen Vieren bzw. das Rad als fünften Druckverteilungspunkt benutzend, schleppe ich mich querfeldwin über Wiesen mit umgelegten Gras (wie eine Rutschbahn), Getreide- und noch brach liegende Felder) weiter den Hang hinauf. Immer wieder stellen sich Abflussgräben in den Weg, die man längst nicht mehr überspringen kann. Bis über die Hüfte versinke ich im braunen Gebräu, aber das Rad längs zur Strömung erweist jetzt beste Helferdienste. "Wirf´ nie etwas weg, du könntest es noch brauchen..." - diesen Survivalsatz kann ich definitiv bestätigen!
Selbst am Sattel (gemeint ist nicht der Fahrrad- sondern Bergsattel!) ist der Bachlauf auf drei Meter Breite angeschwollen. Aber er muss überquert werden! Zum Test halte ich das Vorderrad quer in die Strömung: es wird gleich verrissen. Zu stark! Längs verankere ich das Rad einen Meter im Bachlauf und benütze es als "Hochsprungstab". Auf der anderen Seite angekommen, bahne ich mir den Weg durch Maisflächen mit noch sehr kleinen Pflänzchen, Weizenfelder und Wiesen. In Maisfeldern bleibt man stecken, Weizenfelder sind tückisch, weil man die Rinnsale nicht sieht und Wiesen wie eine Rutschbahn; letztere übrigens mit der geringsten Neigung zur Flächenspülung bzw. der größten Neigung zur Ausbildung von linienhaften Wasserläufen.

Nach längerem Kampf mit den Elementen gelange ich auf die Hauptstraße Pfarrkirchen - Simbach (für Ortskundige: etwa bei Maierhof). Nach zwei Kilometern Richtung Simbach bietet mir ein Autofahrer an, mich mitzunehmen. Das Rad kommt auf den Anhänger, wir aber trotzdem nicht weit. Sieben Kilometer vor Simbach ist endgültig Land unter. Vor uns ein See auf der Straße; ein LKW-Fahrer stellt sein Gefährt quer, damit niemand mehr auf die wahnwitzige Idee kommt, hier noch durchzufahren.
Eine Autoschlange bildet sich hinter uns. Jetzt herum sitzen und auf Wetterbesserung hoffen? Aussichtslos! Dazu kenne ich diese Gegend und ihre Eigentümlichkeiten zu gut. Worauf warten? Die Zeit läuft gegen mich: Ich bedanke mich beim Pkw-Fahrer und trecke auf eigene Faust weiter. Ich kann ja querbeet, über Stock und Stein - nur eben nicht übers Wasser gehen - und auch nicht hindurch. Denn: Nachdem ich den Hügel überquert habe und auf der anderen Talseite absteige, sehe ich erstmals das Ausmaß der Katastrophe: Der kleine Aicher Bach ist zu einem mehrere Meter tiefen Wildbach angeschwollen, der mit hoher Geschwindigkeit auf einer Breite von 15 Metern alles mitreißt, was sich in seinen Weg stellt.

No way

Für mich bedeutet das: Wieder zurück. Von Westen ist Simbach jetzt um ca. 14:30 endgültig nicht mehr erreichbar. Das heißt konkret: Unbedingt zurück zur Wasserscheide nach Norden und einen zweiten Versuch weiter östlich starten. Die vielen neu gebildeten Bachläufe, welche ich nun ein zweites Mal durchqueren muss, lassen kaum noch eine Durchschreitung zu. Sie stürzen auf mehreren Meter Breite zu Tal. Aber es bleibt keine andere Wahl. Weit oben finde ich eine Stelle, wo der Bach mehr in die Tiefe als in die Breite erodiert. Ich wage es und springe hinüber, was knapp gelingt.
Trotzdem sieht die "Gesamtsituation nicht gut aus" - wie es T-Shirt-Sprüche spaßeshalber bekunden. Mir vergeht das Lachen langsam, aber sicher. Wie soll man denn diesen Wildbach überwinden? Dass Simbach in zwei Hälften geteilt wird, wäre jedem anderen ebenso klargeworden - hätte jemand hier im Oberlauf (!) die Ausmaße des reißenden Stroms gesehen. Aber niemand ist unterwegs, abgesehen von lost cars, die chaotisierend von A nach B und dann von B nach A rasen - ohne Aussicht auf Erfolg, etwa so wie Fliegen am Fenster. Da will ich mich nicht einreihen, abgesehen davon sitze ich nicht im Trockenen, sondern bin seit zwei Stunden nass bis auf die Haut.
Bei einem Bauernhof auf der Bergkuppe frage ich, ob ich hier evtl. übernachten könnte. Man sieht mich völlig verständnislos an. Irgendwie verständlich. Es regnet hier oben zwar ebenso fürchterlich, aber vom Ausmaß der Überschwemmungen macht man sich keinen Begriff. Als ich kurz schildere, dass der Bach im Tal unüberwindbar breit geworden ist, glaubt man mir nicht. Egal - hier verschwende ich nur meine Zeit.

Back to start

Auf dem Kamm gelange ich wieder zurück in die Richtung, wo ich ursprünglich hergekommen bin. Die Straße ist teilweise so ausgespült, dass man schieben muss. Jetzt eine Panne, das wäre es! Es sind mittlerweile wieder 15 Kilometer zum rettenden Ziel. So weit war ich vor eineinhalb Stunden auch schon einmal.
Über Wittibreut, wo mich ein Pkw fast totfährt, weil er wie viele in völliger Panik, mit Tunnelblick und Stammhirntrieb trotz Gegenverkehr an mir spürbar knapp vorbeirast, schaffe ich es zum Schellenberg. Trotz allen Unwetters: Der Straßenverkehr ist und bleibt in Deutschland immer noch die Todesmaschine Nummer eins. Leider.
Durch den intakten Wald, der seine "Arbeit" perfekt macht und den gesamten Spitzenabfluss zurückhält, kann ich teils in Cross-Manier fahrend, teils schiebend bzw. tragend nach einer weiteren Stunde tatsächlich noch das Zuhause erreichen. Als ich das Rennrad hochhebe, bemerke ich, dass der Hinterreifen völlig platt ist. Ich nicht - dafür doch leicht aufgewühlt, aber froh, die vielen Umwege dem tödlichen Risiko einer panischen Durchquerung von überfluteten Bereichen, wie ich es mehrfach von Kraftfahrern gesehen habe, vorgezogen zu haben.

Für Simbach geht das Drama weiter: Hubschrauber und Boote holen in den nächsten Stunden die Eingeschlossenen aus ihren überfluteten Häusern. Das Ausmaß des Hochwassers sieht man erst in den Tagen und Wochen danach:


Oben Links: Naturgewalt - der gebrochene "Damm" Rechts: wenn das keine labile Wetterlage ist (Aufnahme am 2.6.)
Unten Links: Passauerstraße 5 Stunden nach der Flutwelle Rechts: Neues Hochwassserbachbett


Schleusenöffnung

Es kam an diesem Tag um ca. 14:30 Uhr kurz vor der Siedlungsgrenze der Stadt Simbach zu einem "Dammbruch" im Lauf des gleichnamigen (Wild-)Baches, der eine Flutwelle auslöst - vergleichbar mit der Schleusenöffnung bei einer Holztrift - die von Bäumen, Kraftfahrzeugen bis hin zu Containern alles mitreißen sollte. Das Regenwasser staute sich an einer zuvor künstlich geschaffenen Aufböschung mit einer viel befahrenen Straße als Krone. Anstelle einer teuren Brücke setzte man hier lediglich einen Rohrdurchlass mit ca. 4 Metern Durchmesser. Dieser war für die ankommenden Wassermassen zu gering. Die Vorstellung, dass dieser durch Baumstämme verstopft gewesen wäre, muss nicht zutreffen. Eine größere Wassermenge als bremsende Abflusswirkung mit Materialanlagerung hat den Damm eher verstärkt denn erodiert.
Das Wasser wird deshalb gestaut, weil der Durchfluss zu eng ist. Der Fluss wird zum See, die Strömung verlangsamt sich zum Seeende hin; gelöste, in Suspension gehaltene und gegen mit der Strömung Transportiertes wird im Sinne einer Materialsortierung akkumuliert.
Wie dieser "Damm" gebrochen ist, darüber gibt es wenig Erkenntnisse. Unverständlich, denn nur angesichts einer Aufarbeitung des Geschehenen können die erforderlichen Schlüsse für zukünftige Schutzmaßnahmen getroffen werden. In Frage kommen nur Durchfeuchtung oder Überlauf.

Um es zusammenzufassen: In Simbach (!) handelte es sich bei diesem "Hochwasser" nicht einfach nur um ein Ansteigen der Pegel auf Rekordhöhe, was für sich genommen schlimm genug wäre, sondern eine mit Material als Agenzien aufgeladene Wasserwalze, die sich ihren Weg ungeachtet der Zivilisation bahnte.


Ursachen

Bald nach der Flutkatastrophe entstand eine Diskussion möglicher Ursachen, die - wie zu befürchten war - von Schuldzuweisungen über technokratische Klein-klein-Lösungen bis hin zum Fatalismus reicht. Zuallererst wird dabei "der Klimawandel" angeführt.

"Klimawandel"

Dazu ist festzuhalten, dass das Klima immer im Wandel ist. Es gibt kein "normales Klima bei uns", welches als Standardnorm gesetzt werden könnte.
Ozonloch, Treibhauseffekt und Erderwärmung sind wissenschaftlich belegt; inwieweit die Mittleren Breiten davon betroffen sind, ist derzeit noch nicht beurteilbar. Zum Verständnis der klimatischen Gegebenheiten Mitteleuropas bzw. "unserer" Region, deshalb ein Überblick:

Entscheidend sind vier Luftmassenregime, welche sämtliche "Extreme" im Programm haben:

1. Nordwestliche, atlantische und damit feuchte und - je nach Jahreszeit kalt oder warm empfundene Luftmassen, z.B. bekannt als Aprilwetter, tatsächlich aber ganzjährig dominant - wenn nicht ein stationäres Hoch deren Einfluss sperrt.
2. Südwestliche feuchtwarme Luftmassen, im Sommer als gewittrig, im Winter als ungewöhnlich warm empfunden.
3. Südöstliche kontinentale-trockene Luftmassen, äußern sich mit beständigem Ostwind (auch nachts, also unabhängig von der Insolation), klaren Nächten, störungsfrei; Dauer: beständig bis zu fünfzehn Tagen, in besonderen Fällen, wie der Ausbildung eines sperrenden Zentralhochs, sodass atlantisch geprägte Tiefruckmassen eine nördlichere Zugbahn nehmen - zu Sonnenhöchststand oder im Hochwinter auch über Wochen.
4. Von Nordosten kommende feuchtkalte Luftmassen, z.B. verantwortlich für den "echten" Wintereinbruch mit Schnee, der liegen bleibt und ggf. nachfolgender Dauerfrostperiode.

Über diese vier Großwetterlagen hinaus gibt es lokale Einflüsse. Der Südföhn beispielsweise, ist in der Lage, die Folgen eines nahenden atlantischen Tiefs abzumildern bzw. dauerhaft (eigentlich immer wieder aufs Neue, was in der Summe jedoch als Kontinuum wahrgenommen wird) zu verhindern.
Um dem Volksmund in aller wissenschaftlichen Eindeutigkeit entgegenzutreten: Flüsse wie der Inn oder die Rott machen kein Wetter und ziehen auch keine Gewitter an. Der südliche Landkreis Rottal/Inn weist im Gegensatz zum nördlichen allein deshalb höhere Niederschlagswerte auf, weil er näher an den Alpen liegt und eine entsprechende Staulage "unseren" Raum noch mitprägt - allerdings nicht in dem Ausmaß, wie diese bei weiterer Annäherung an das Kettengebirge zunimmt. Daher auch die Zurechnung zur selben Schneelastzone wie z.B. Bad Reichenhall, was viele - siehe Leserbriefshitstorm - nicht wahrhaben wollten. Die Realität, was Niederschläge angeht, wie am 1.6.2016 leider festzustellen war, gab ihnen nicht Recht.
Kurzfristig betrachtet erscheint es so, als würde der atlantische Einfluss zunehmen (milde Winter, feuchtwarme Sommer) und beispielsweise das zitierte Wetterregime Nr. 4 an Bedeutung verlieren - doch was sind schon fünf Jahre gegenüber fünf Milliarden bzw. zumindest 12000 Jahren Holozän als Referenz?

Hochwasser = Hochwasser?

Weshalb diese Darstellung zum Verständnis als Voraussetzung wichtig ist:

Hochwasser ist nicht gleich Hochwasser und Regenwetter nicht gleich Regenwetter! Die Wetterlage beim Hochwasser 2013 beispielsweise - welches Simbach um Dezimeter nicht betraf - unterscheidet sich fundamental von der im Jahre 2016!
Entscheidend für die meisten Hochwasserepisoden in unserer Region waren bisher 5b-Lagen. Auf stationär feuchte Luft im Südosten gleitet kühlere, aber ebenfalls feuchte Luft aus Westen auf. Diese Pattsituation kann tagelang anhalten. Ein mögliche verändernde Dynamik, aus Luftdruckgegensätzen gespeist, kommt zum Erliegen. Windarmes Wetter und der optische Eindruck, dass die über mehrere Stockwerke sich erstreckenden Wolken von unten betrachtet "relativ hell" aussehen, sind kennzeichnend. Ebenfalls kennzeichnend ist, dass Wetterprognosen oft nicht in der Lage sind, eine derartige Wetterkonstellation vorherzusagen und auch deren Dauer stets unterschätzt wird.
Es mag beruhigend wirken, dass man den Begriff der 5B-Lage vor ca. 20 Jahren durch andere Nomenklaturen faktisch abgeschafft hat, allerdings lässt sich das Wetter davon nicht beeindrucken.

Die Wetterlage am 1.6.

Das 2016-Hochwasser des Simbach fällt nicht in die beschriebene 5b-Kategorie. Man hatte es zur Zeit des 2016er-Hochwassersmit einer Westlage mit labiler, feuchtwarmer altlantischer Luft zu tun, welche die Tendenz zu lokalen Schauern und Gewittern aufwies. Die Tageslänge und folglich Sonneneinstrahlung ist Anfang Juni sehr intensiv. Früher hätte man von monsunartiger Wetterlage gesprochen, was im ursprünglichen Wortsinn ("Wechsel") gemeint ist. Da die meisten bei "Monsun" wohl eher an Indien als an etwa das heimische Weihnachtstauwetter denken, ist auch dieser Begriff der Kachelmannisierung" des Wettergeschehens verschwunden, wobei das Thema Wetter mittlerweile von der Oberflächlichkeit her betrachtet auf einer Stufe mit "Aktienbarometer" und vergleichbarem Bunt-medialem steht. Heutzutage verwirrt dieser Begriff wohl mehr als dass er zum Verständnis beitragen könnte.
Kurzum: Eine genetisch völlig "normale" Wetterlage mit labiler, instabiler Schichtung, welche die Bildung von Schauern und Gewittern lokal bedingen kann. Seltener kommt es dabei vor, dass sich die Schauertätigkeit über mehrere Stunden erstreckt und intensiv mit großen Tropfen - wie im Bericht angedeutet, die nichts anderes als aufgeschmolzene Hagelkörner sind - ausfällt; jedoch ist dies - wie alles andere in der Natur auch - erklärbar. Eine "unnormale" Wetterlage gibt es nicht, allenfalls eine seltene. Insofern ist es unwahrscheinlich, dass es genau an dieser Stelle wieder so heftige Niederschläge geben wird - ausschließen kann man diese Konstellation jedoch nicht. Aussagen von Fachfremden, "es wären halt fünfzigmal so viele Gewitterzellen gewesen, wie normal" sind etwas einfach gestrickt. Vermutlich kam es im Lauf des späteren Vormittags des besagten 1.6. zu einer räumlichen Trennung von Auf- und Abwindzone. Denkbar wäre als Motor auch die Zufuhr kalter Höhenluft (in der Regel aus NE), was ich aber für diese Jahreszeit unter den gegebenen Umständen für unwahrscheinlich halte.

Super GAU

Bei der Sicherung von Siedlungsgebieten sollte man immer vom schlimmsten Fall ausgehen - den zweitschlimmsten kennt man nun.
Der Simbacher Super GAU wäre die Kombination aus Innhochwasser (hoher Pegel durch Schmelzwasser in der zweiten Junihälfte > Schmelzwasser ist, da überwiegend von der Temperatur gesteuert, sehr pünktlich!) und gleichzeitig lang anhaltendem Regen, der sowohl Inn als auch Simbach anschwellen ließe.
Bei allen Planungen darf nie vergessen werden: 2016 war noch nicht der Super GAU! Schließlich kann der Inn als Vorfluter und lokale Erosionbasis hochwasserbedingt einige Meter höher stehen oder selbst - wie meist - (zusätzlich) Hochwasser verursachen.
Was außergewöhnliche Wetterphänomene betrifft, soll nur daran erinnert werden, dass es vor gut einem Jahrzehnt im benachbarten Tann ein verheerendes lokales Gewitter oder beispielsweise ein kleinräumiges Gewitter in Winklham (2007 und ebenfalls Anfang Juni 2009) gab, von welchen man nur wenige Kilometer entfernt wenig bis überhaupt keine Notiz nahm. Erinnert sei auch an die 5b-Lage im September 2006, als drei Tage durchregnete.

Normklima?

Noch einmal zur Verdeutlichung: Schnell aufsteigende Luftmassen mit der Tendenz zu starken lokalen Schauern und Gewittern in der Periode des Sonnenhöchststandes sind völlig normale Wettererscheinungen und seit jeher Teil unseres Klimas!
Es gibt - besonders in einem Gebiet mit vier völlig gegensätzlichen Einflussfaktoren - kein Normklima. Mancher wird in verklärender Art die Witterung seiner Kindheit mit angeblich so schneereichen und eiskalten Wintern (welch Widerspruch!) und noch richtig heißen Sommern als Bezugsnorm verwenden - nur gab es diese idealisierte Vorstellung nie! Dieser sich hier äußernde fehlende Bezug zur Objektivität ist eher ein sozialpsychologisches Problem (Gruppennarzismus/Konformitätszwang) denn ein klimageographisches.

Nur zu gern wird von in der Verantwortung für politisches Handeln stehenden eine im mehrjährigen Rhythmus regelmäßig auftretende Wetterkonstellation, die zu Pegelhöchstständen führt, als Folge eines angeblichen "Klimawandels" oder gar "Gottesstrafe" gesehen, was Entscheidungsträger offenbar Recht sein kann - und gerne aufgenommen wird, siehe "fünfzigfache Gewitterzelle" - sic), weil man dagegen trauriger- (für die Geschädigten) bzw. glücklicherweise (für die Verantwortlichen) nicht machen könnte. "Das Klima kann man nicht ändern", also bleibt einfach alles so wie es ist. Erneut ein Widerspruch: Einerseits wäre das von uns veränderte Klima Schuld, aber ändern könne man es dann doch wieder nicht - schließlich gelten Konsum und Verkehr die letzten Reste vermeintlicher "Freiheit"). Allenorts Demut vor dem Schicksal, oft schicksalsergebener Fatalismus. Bei Opfern nur allzu verständlich, für Verantwortliche ein Armutszeugnis. Das Sägewerk - sogar so einen Unsinn hörte man tatsächlich - trage Schuld.

Kontraproduktive Hochwasserkosmetik

Den Bach Simbach begradigt, die Fließgeschwindigkeit damit zwangsläufig erhöht. Irgendwohin muss das Wasser jedoch hin: in die Breite, in die Tiefe erodieren oder eben den Abfluss beschleunigen. Künstliche Mäander und kleine Becken zum Rückhalten des Hochwassers hat man nach dem 1991er Hochwasser, wo sich erstmals Abflussmenge und Ausmaß des Simbach gezeigt hatten, im Unterlauf projektiert - derartig kleinräumige Hochwasserkosmetik ist so sinnlos wie teuer. Ein Rückhaltebecken als landschaftskosmetisches Element mag gut klingen, bleibt aber eine Lösung auf Sandkastenniveau.
Eine bereits richtige Maßnahme wird getroffen - wenn diese auch nur lokal wirksam ist und insgesamt die Fließgeschwindigkeit weiter erhöht: Natursteinblöcke wurden partiell an den Prallhängen Stein für Stein eingepasst und mit Lockermaterial hinterfüllt (Einklopfen nach Fertigstellung und wiederholend im zwei- bis dreijährigen Rhythmus sollte allerdings auch erfolgen) Nicht nur der Bach, auch das gestaute durchfeuchtende Wasser an den Hängen kann zum Wegbrechen führen.
Es hilft auch der Objektivität und nicht weiter, Begriffe "Regentsunami" bzw. "Sturzflut" oder "Tausendjähriges Hochwasser" anstelle sachlicher, an der Wissenschaft orientierter Diskussion zu verwenden. Hat man demzufolge in Simbach jetzt die Garantie, dass 999 Jahre Ruhe herrschen wird? Oder doch nur 500? Was soll dieser Unsinn? Die meisten Bürger haben jetzt vor jedem stärkeren Regen und bei jedem Gewitter Angst! dabei handelt es sich schließlich um eine rationale Angst.


Tatsächliche Ursachen

Das Klima ist keine Ursache, sondern als gegeben zu betrachten. Monokausal stellt sich die Situation nicht dar. Nach der Problematisierung der Polemisierung nun ein Blick auf die tatsächlichen Ursachen:

1. Denudation, Entwaldung: mit der Folge, dass am 1.6.2016 Niederschlag gleich Abfluss war.
2. Sedimentologische Ausstattung des Liefergebietes: überwiegend Sande der Oberen Süßwassermolasse, die leicht ausgeräumt werden können; kalkhaltige und wasserlösliche Bindemittel.
3. Fehlplanung, z.B. geschütteter Lockersediment"damm" mit einer viel befahrenen Straße als Krone; dazu ein enger und starrer Rohrdurchlass, ohne geplante Erosionsreserve, was im Falle hoher Liefermengen folglich einen Komplettabriss bewirkt (kein Plan B).
4. Außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit in Verbindung mit schneller Supersättigung der bewirtschafteten Böden.


Erläuterung: Der primär formgebende Gestaltungsmechanismus im Tertiärhügelland ist nicht die linienhafte Erosion. Nicht der Simbach (den es als Bach nominell ohnehin nur als Unterlauf des Kirchberger (ebenfalls nur sehr kurzer Bereich, in welchem der Bachlauf diesen Namen trägt) bzw. Antersdorfer Baches, Steinbaches und vor allem Aicher Baches gibt) ist entscheidend. Die besagten Bäche sind vielmehr vergleichbar mit Förderbändern, die Wasser und Material aus den anliegenden, liefernden Hängen der Schwerkraft folgend abtransportieren.
Zusätzlich steigt die erosive Kraft dieser Wildbäche neben der Wassermenge auch mit Umfang und Qualität des Materials an, welches sie transportieren.
Der Bach selbst leistet in der Folge linienhafte Erosion: so erodiert er seine eigenen geringmächtigen Terrassen, nimmt beim letzten Hochwasser abgelagertes Material mit (welches hauptsächlich von den liefernden Flächen stammt und zum denudativen Eintrag zählt!) und schneidet insbesondere an Prallhängen die leicht ausräumbaren Lockersedimente der Oberen Süßwassermolasse an. Der Gesamtertrag dieser Materialabscherung bleibt aber hinter der Summe sedimentologischer Denudation weit zurück!
Dort, wo Bäche, wie der Aicher Bach (ca. 1 km nördlich Kirchberg/Aich) Hänge aus Lockersediment direkt Anschneiden (insbesondere an Prallhängen) kommt es zu nennenswertem Materialeintrag. Die der Oberen Süßwassermolasse sind - einmal freigelegt - leicht ausräumbar, da sie sich im betreffenden Gebiet überwiegend aus Sanden zusammensetzen. Da es tektonisch zu keiner Einengung und Faltung kam, sind diese Sedimente weder diagenetisch verfestigt noch metamorphiert. Verfestigtes und beständigeres Gestein, wie z.B. Arkose oder Sandsteinbildungen fehlen.


Denudation und Flächenspülung

Die Flächenspülung kann dank Entwaldung exakt dort wieder ansetzen, wo sie dies seit dem Beginn des Holozäns dank des schützenden Waldkleides nicht mehr konnte.
So, wie Rodung und die Bewirtschaftung weitläufiger Hänge mit einem hohen Expositionsgrad unbewachsener Flächen und ungünstiger Bearbeitungsrichtung die Flächenspülung begünstigen, wird auch dem Simbach bei seiner Erosionsarbeit von anthropogener Hand geholfen: dessen Kanalisierung und Begradigung im Unterlauf erhöht die Fließgeschwindigkeit sehr stark; es gibt keinerlei Barrieren oder Verbauungen, welche das schießende Fließen bremsen würden.
Anders, als von einem offiziellen Vertreter gegenüber den österreichischen TV Medien ausgedrückt, trägt die Versiegelung zum Spitzenabfluss erheblich bei. Jeder einzelne Quadratmeter, der versiegelt wurde, kann kein Wasser aufnehmen! So wurden Straßen zu Bachläufen, wie z.B. in Eggstetten, wo die Dorfstraße zum prädestinierten Hochwasserflussbett wurde.

Um die Tatsachen auf den Punkt zu bringen: Wir haben es hier mit denudativer Flächenspülung zu tun, vom Menschen und seinem Wirtschaften ausgelöst: zum Einen die Rodung des schützenden Waldkleides und zum Anderen die Bewirtschaftung dieser exponierten Flächen. Hier kommt u. A. der viel diskutierte Maisanbau ins Spiel: ein entblößter Hang hat der Flächenspülung nichts entgegenzusetzen!
Dank anthropogener Entblößung der Hänge kann die flächenhafte Abtragung der asymmetrischen Solifluktionsdellen exakt dort weitermachen, wo sie nach dem Ende des Pleistozäns mit Beginn und - in erdgeschichtlichen Zeiten gedacht - raschen Ausbildung der holozänen Klimaxvegetation beendet wurde (für das betreffende Gebiet sind sogar Abdrücke von Ginkoblättern nachgewiesen! > Belege bei Prienbach gefunden).
Vollkommen entwaldete Hänge mit bestenfalls landwirtschaftlichem Bewuchs (der als Antagonist der Flächenspülung bei Weitem nicht einmal den Status einer artenarmen Sekundärvegetation erreicht) hat die Natur nicht im Programm, das ist ganz allein unsere eigene Schuld! Der sich einstellende Trichtereffekt - bedingt durch die reliefgeschichtlcihe Entwicklung - der nur durch die natürliche Klimaxvegetation beherrschbar wäre, führt zu hohen Spitzenabflussraten. So dürfte der Ah-Horizont auf den betroffenen Feldern zu größeren Anteilen abgetragen sein - deshalb sind die betreffenden Landwirte keineswegs die "Täter", sondern durchaus auch in der Opferrolle (auch deshalb, weil deren berechtigte politische Agitation bezüglich des Milchpreises dank Hochwasser aus dem medialpolitischen Fokus verschwand. Wer allerdings wider besseres Wissen weiterhin die Gesetzmäßigkeiten der Natur ignoriert und auf eine düngende Bewirtschaftung setzt, für welche der humose Oberboden schon fast entbehrlich ist, wechselt die eben angesprochenen Fronten.


Lösungen

Man kann die Realität (an-)erkennen oder vor ihr fliehen - in der beständigen Angst dann von ihr wieder eingeholt zu werden. Um schließlich die totale Katastrophe wieder als Schicksalsschlag zu titulieren? Sein wir nicht naiv - das war doch nicht das letzte Starkregenereignis!
Probleme entstehen nur selten dort, wo sie wahrgenommen werden. Zu Beginn der Ursachenkette, in diesem Fall in den Liefergebieten, ist anzusetzen. Ohne Wiederherstellung des natürlichen Bannwaldes wird es nicht gehen.


1. Aufforstung im Einzugsgebiet
2. Rückbau und Renaturierung versiegelter Flächen; flächenschonende Bebauung (nicht in die Breite!); Hochwasserflussbett der Wildbäche respektieren
3. Am Maximalwasserstand orientierte Brücken und Durchlässe statt bisheriger künstlicher Aufböschungen mit engen und starren Rohrdurchlässen
4. Fluttor zur Dammöffnung am tiefsten Punkt (siehe Mitterkirchen/Donau); genau dort, wo - wie 2016 - statt die Bundeswehr einzusetzen und einen Durchlass zum Abfluss zu sprengen, viel zu spät der Damm freigebaggert werden musste.
5. Damm in Nord-Süd-Richtung mit im Hochwasserfall verschließbarem Fluttor für Gartenstraße (auch als Mauer möglich); die Gartenstraße kann von einem Hochwasser ausgehend vom Simbach durchaus geschützt werden, da der Simbach in die andere Richtung, innabwärts entwässert.


Ergänzende Erklärungen

So, wie Starkregen nicht gleich Starkregen ist, ist auch Wald nicht gleich Wald. Die Böden intakter Mischwälder waren am 1.6.2016 noch nicht am Limit ihrer Aufnahmekapazität.
Wir sprechen hier vom Bannwald, dessen Schutzfunktion im Mittelpunkt seines Daseins steht, nicht vom Wirtschaftswald! Das bedeutet u.a. auch, keine weiteren Rodungen, etwa für Stromtrassen zuzulassen. Dieses nebeneinander von geschützen und gerodeten Flächen ist übrigens gut zu erkennen, wenn man von der B12 zwischen den Abfahrten Simbach-West und Simbach-Mitte nach Norden blickt.
Wer im Ober- und Mittellauf eines Fluss lebt und wirtschaftet, muss seinen Beitrag zur Entlastung der Anrainer im Unterlauf/Mündungsgebiet leisten. Dort sind die Probleme nicht mehr ursächlich zu bekämpfen, sondern allenfalls abzumildern bzw. zu verlagern.
Dies betrifft neben der entscheidenden Aufforstung auch den Anbau und die Bearbeitung: hangparalleles Ackern, kein Bearbeiten bis an den Wald- oder Straßenrand; Schutzstreifen bzw. -zonen: was nichts anderes bedeutet, als die Re-Ökologisierung der Landwirtschaft voranzutreiben.

Jede Landschaft hat die Tendenz zur Nivellierung, d.h. die Sedimentierung schützt durch die Erhöhung im Unterlauf vor zukünftigen Hochwässern; 2016 wurden überall, auch auf unbebauten Flächen der "Schlamm", d.h. der zukünftig befestigte Boden abgetragen, was nicht im Sinne der Natur ist.
Einzig verständlicher Grund wäre eine mögliche Kontaminierung. Sollte dies der Fall sein, bedeutet das auf jeden Fall das Ende der genehmigten Ölheizungen in hochwassergefährdeten Gebieten.


Taten statt Worte

Niederschläge dieser Größenordnung sind im Alpenraum gang und gäbe. Man muss die Realität anerkennen und Vorsorge treffen, was man dort weitgehend erkannt hat.
In kollinen Bereichen, wie dem Niederbayerischen Tertiärhügelland, sind manchen "Verantwortlichen" die Hochwasser offenbar noch zu selten, um etwas dagegen zu unternehmen. Man spielt auf Zeit bzw. mit der Zeit und den Begrifflichkeiten, welche diese hergibt ("1000jähriges HW").
Naturfragestellungen benötigen nicht technische Lösungen, sondern natürliche. Der Fluss holt sich - wie geschehen - immer sein natürliches Bett zurück; das Wasser wird bar aller technischen Hindernisse immer der Schwerkraft folgen. Es kann keine Lösung gegen die Natur(-gewalt) geben, sondern nur eine mit der Natur!

Eine zufriedenstellende Lösung ist auf jeden Fall möglich - schließlich liegen Ursache und Wirkung nicht auf unterschiedlichen oder gar verfeindeten Staatsterritorien, sondern allein in einer administrativen Hand (Gebietsreform done). Ebenfalls liegt das gesamte hydro(geo!)graphisch betrachtete Gebiet innerhalb einer Höhenstufe (der kollinen), wo eine Aufforstung ohne Einschränkung durchführbar ist.
Zum Vergleich: Im (Hoch-)Gebirge, wo Erosionsschutz in der (sub-)alpinen oder nivalen Stufe eingerichtet werden muss, steht man vor gänzlich anderen Problemen.
Bei uns sind die Böden, wie die Parabraunerden tiefgründig (und durch Lößanwehungen) fruchtbar, das alles bei bester Entwässerung bzw. Wasseraufnahmekapazität.

Nur in Alluvialbereichen kommt es aufgrund des Eintrages von tonig-schluffiger Sedimentation zu lokaler Staunässe mit Vergleyung.
Fazit: So günstige Vorausetzungen wie im Tertiärhügelland bekommt man für die Schutzmaßnahmen sonst nirgendwo. Schlussendlich leben wir in keiner Diktatur, wo der Staat Unglücksfälle zu vertuschen sucht und die Opfer allein gelassen werden.

Höhere Naturgewalt ist kein Argument für einen Passivmodus: es macht schließlich einen ganz erheblichen - für viele Familien sogar existenziellen - Unterschied, ob der Simbach fünf Meter über Normalwasser steht oder zwei Meter - ob z.B. fünfhundert oder "nur" zweihundert Gebäude betroffen sind, ob fünfzig oder zwanzig Geschäfte zerstört werden.
Viele flankierende Maßnahmen, wie die eben genannte, sind zu treffen - der Schlüssel zum sicheren Simbach ist zweifelsohne die radikale Wiederaufforstung!


Literatur beim Verfasser




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