Dr. Achim Heinze


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Glocknerman-Ultra Weltmeisterschaft 4.-6.06. 2009

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06.Juni 2009: Sieg bei der Glocknerman-Ultra-Radmarathonweltmeisterschaft!



Nach 43 Stunden und 47 Minuten erreichte ich gemeinsam mit Constantin Ribbentrop als Sieger und Ultra-Radmarathonweltmeister 2009 das Ziel in Graz.

Es war ein anstrengendes Rennen über 1025 Kilometer und 15759 Höhenmeter, da wir sowohl auf der Hinfahrt von Graz zum Glockner als auch auf der Rückfahrt nach Graz starken Gegenwind hatten. In der zweiten Nacht machte uns zusätzlich Dauerregen zu schaffen, dafür ließ der Wind nach.

Bereits an den ersten Anstiegen merkte ich, dass Constantin Ribbentrop ebenfalls ein starker Bergfahrer auf etwa gleichem Niveau ist. Auf der ersten Glocknerauffahrt attackierten wir und konnten uns zu zweit an der Spitze absetzen. Unsere Führung gaben wir im weiteren Rennverlauf nicht mehr ab. Auch am Berg der Entscheidung, "der Soboth" fuhren wir exakt das gleiche Tempo. Somit beschlossen wir, auf einen Zielsprint zu verzichten. Wenn man auf 13 Pässen gleichzeitig den Gipfel erreicht, ist man eben gleich stark.

Das ist die Renngeschichte von fast 44 Stunden in Kurzform. Was sich alles dazwischen ereignete, steht in den
Presseartikeln 2009.

Mein Rennbericht:


22 Starter machten sich am 4.6. 09 zum 12. Glocknerman mit der 5. Ulltraradmarathon-WM auf. In der Führungsgruppe kam ich über die unrhythmische Kitzecker Weinstraße auf die Hauptstraße Richtung Soboth.

Martin Puchberger, Fahrradkurier aus Graz, setzte hier bei der Tempoarbeit zunächst die Akzente. Die Soboth hinauf empfing uns starker Regen. Noch zu fünft gingen wir in die gefährliche Abfahrt: Johann Eisenbraun, Alexander Vonbank, Martin Puchberger, Conatantin Ribbentrop und ich. Das Wetter besserte sich glücklicherweise Richtung Schaidasattel wieder. Obwohl C.R. und ich bergauf schneller waren, beschlossen wir, auf die anderen 3 Fahrer zu warten. Das Rennen war noch lang und der Gegenwind aus Westen ziemlich lästig. Winklern - Dreh- und Angelpunkt am Fuße der Glocknerrunde - erreichten wir um 22.50 bei Dunkelheit.

Weiter über den Iselsberg (der Blick auf das hell erleuchtete Lienz ist immer einer der optischen Höhepunkte) und Matrei erreichten wir mal zu dritt, mal zu zweit Felbertauern. Dort mussten die Räder ins Auto gepackt werden. Nach Mittersill und Zell am See standen wir am Fuße der Großglockner-Hochalpenstraße. J.E., der etwas voraus war, wurde kurz hinter der Mautstelle überholt. Von nun an sollten C.R. und ich keine weiteren Teilnehmer mehr sehen. Synchron pedalierten wir und erreichten gemeinsam um kurz vor 6 Uhr morgens das Hochtor, mit 2505 Metern, der höchste Punkt der Strecke.

Bei Minusgraden, von der Sonne beleuchteten Berggipfeln und einigen vereisten Stellen direkt nach dem Tunnel fuhren wir schlotternd ab. Winklern erreichten wir zum 2. Mal um kurz nach 7 Uhr. Halbzeit! Die Hälfte der 1025 Kilometer und 15759 Höhenmeter war absolviert!

Nun musste die Glocknerrunde über den Iselsberg, Lienz, Matrei, Felbertauern, Mittersill, Zell am See und schließlich den Großglockner höchstpersönlich nochmals bewältigt werden. Macht weitere 185 Kilometer und 3731 Höhenmeter. Die zweite Auffahrt auf der Glocknerstraße stand nun unter anderen Vorzeichen: Statt winterlicher Morgenkälte wie noch Stunden zuvor empfingen uns hochsommerliche Temperaturen. Auch waren wir nun nicht mehr allein auf der Straße. An ein Schneiden der 27 Kehren war gar nicht mehr zu denken. C.R.s Betreuungsmannschaft ließ sich am Fuschertörl etwas Besonderes einfallen: Im Frack gekleidet brachten sie ein muikalisches Ständchen. Hoffentlich hat das offizielle Filmteam dies eingefangen!

Mittlerweile war Olli für Stephanus in meine Crew nachgerückt. Stephanus fuhr übrigens 10 Minuten mit dem Auto Richtung Heimat bis er am Straßenrand anhielt und den fehlenden Schlaf nachholte. Vorher war er im Begleitwagen noch topfit. Was die Renndramatik alles bewirken kann!

Das Hochtor erreichten wir um 15.40 zum zweiten Mal. Doch: So heiß es bei der Auffahrt eben noch war, so kalt war erneut die Abfahrt. Die trockene und eisige Höhenluft kratzte im Hals - nun habe ich eine leise Ahnung davon, was in Bergbüchern mit Höhenhusten gemeint ist. Zurück in Winklern vergraulten wir durch unser Auftreten wohl einige Touristen. Gott sei Dank ist der Juniorchef des Hotels Tauernstern selbst aktiver Leistungssportler und bringt entsprechendes Verständnis für Typen wie uns auf!

Nun folgte der übelste Abschnitt: Ein eigentlich harmloses Flachstück zum Regenerieren bis Spittal an der Drau wurde durch die nun um 180° gedrehte Windrichtung zur mentalen Bewährungsprobe. Entlang des schon Nahe der italienischen Grenze stehenden Tiefs strömte uns die durch den Luftdruckgegensatz und den Temperaturgradient beschleunigte Warmluft entgegen. Wohl wissend, dass diese Konstellation an diesem Ort und Zeitpunkt nicht von Dauer sein würde, haderte ich innerlich mit unserem Schicksal anstatt mich aufs Treten zu konzentrieren. Zudem verspürte ich Halsschmerzen. Erst der Anstieg zur Windischen Höhe mit 24% brachte mich wieder auf andere Gedanken. Die Windische Höhe brachte (wie fast immer!) dunkle Wolken und Regen.

Zunächst unterschätzen wir die Witterung bzw. gaben uns der Naivität hin, dass es in Arnoldstein wieder zu regnen aufhören würde, was nicht der Fall war. Folglich mussten wir uns dort ein 2. Mal umziehen. Dabei wurden wir vom Erfinder und immer noch mit 68 Jahren Teilnehmer des Glocknerman Walter Wessiak sen. überholt. Dieser fuhr in der Altersklassenwertung und durfte deshalb auf eine Glocknerrunde verzichten. Macht insgesamt 800 Kilometer und 12000 Höhenmeter.

Wir machten uns auf, die letzten 240 Kilometer bei strömendem Regen in Dunkelheit zu absolvieren. Mittlerweile hatte mein Bruder, der direkt von der Frühschicht auf der intensivstation aus der Straubinger Klinik nachkam, Jürgens Betreuerplatz im Begleitfahrzeug eingenommen. Mit fast 1.30 Std. Vorsprung auf die Verfolger fuhren wir nun noch mehr auf Sicherheit.

So schafften wir es über Finkenstein, St. Jakob, Ferlach, St. Margarethen, den Anstieg zur Abtei, vorbei an vielen Fröschen auf der straße, der ein oder anderen Disko bei insgesamt kaum Verkehr bis zum Scharfrichter, der Soboth. Mit gut 1000 Höhenmetern am Stück, nach fast 950 Kilometern und 14500 Höhenmetern nonstop im Sattel, ist die Soboth die letzte große Barriere vor Graz.

Mittlerweile fühlte ich mich wieder ausgezeichnet. Hans Wünscher, Starter des Glocknerman Classic mit 800 km und 12000 Höhenmetern, den wir nach einem Drittel der Soboth überholten, wollte ich noch alles Gute für die restlichen 85 Kilometer wünschen. Recht viel mehr als ein "Haaaans!" kam aber nicht mehr über meine Lippen. Ihm ging es ebenso. Leider hatten wir im Eifer des Betreuerwechsels vergessen, Thomas Stindl aus Graz, selbst Extremfahrer, anzurufen. Er wollte eigentlich entgegenfahren und die letzten Kilometer begleiten.

Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, in den Tälern war dichter Nebel - eine Stimmung wie Ende Oktober. Obwohl es hell war, galt es nun, durchzuhalten und wach zu bleiben. Die letzten 500 Höhenmeter im Weinanbaugebiet Kitzeck ließen die Frage aufkommen: Muss das noch sein?
Es musste und wir schafften es auch ganz passabel, immer noch im Gleichtritt, Seite an Seite mit C.R. Schließlich erreichten wir nach 43 Stunden und 47 Minuten am Samstagmorgen, dem 6.6. 2009, als neue Weltmeister was Ziel in Graz.

An dieser Stelle möchte ich allen Gratulanten, Rekonvaleszenzwünschenden und Fans ganz herzlich danken! Besonders freut mich, dass das Feedback bezüglich des Titlesharing ausnahmslos als würdige und sportliche Geste gesehen wurde!


Hier möchte ich noch einige Details schildern, welche bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangten:


1. Den Scherz von Stephanus und Jürgen, mir als immer noch 99%-Vegatarier unter das Obst in meiner Powerbox am Lenker während der Nacht nussgroße Stücke der feinen Edel-Salami vom Aldi (Hofer) zu mischen, fand ich zunächst witzig. Als meine Finger sowie sämtliches Obst noch Stunden danach erkennbare Spuren dieses edlen Geschmackes aufwiesen, ließ die Humorfähigkeit nach.

2. Der imaginäre "tschechische Fahrer", der uns angeblich vor der Windischen Höhe immer näher kam, wurde schließlich als Frank Trtschka aus Deutschland enttarnt. Das Vermutung, "dass jetzt gleich einer um die Ecke kommt" darf ebenfalls als Gerücht abgetan werden.

3. Die Idee, auf der Windischen Höhe einen Spion warten zu lassen, bis die nächsten Fahrer eintreffen, war gut gedacht. Dieser sollte uns anrufen, sobald jemand dort eintraf. Dass bis nach 2 Stunden nach unserer Abfahrt immer noch niemand anrief, lag einfach daran, dass dort kein Handyempfang war!

4. Mein Ankündigung, die Abtei hat nur 250 Höhenmeter und ist gar kein Berg, war etwas untertrieben. Tut mir leid, Constantin.

5. Während des gesamten Rennens ernährte ich mich flüssig. 15 Kilometer vor dem Ziel, wollte ich zur Feier des noch jungen Tages den ersten Riegel verzehren. Natürlich nur eine ausgefallene Geschmacksrichtung (Pflaume), von der nur wenige Stück zur Verfügung waren. Der Zufall wollte es, dass meine Betreuer, nachdem ich keine Riegel verlangte, selbst zugegriffen hatten und ebenfalls Pflaume erwischten. Nach längerer, umständlicher Suche fanden sie erleichtert den letzten der begehrten Riegel.


Die Glocknermancrew 2009 und ihre Aufgaben- und Einsatzbereiche:

Stephanus Baumgartner: Ernährung/Roadbook/Video (Graz - Mittersill 2)

Oliver Loy: Fahrer/Medien/Einkauf (Mittersill 2 - Graz 2)

Jürgen Rosenberger: Fahrer von Graz bis Mittersill 2, Ernährung/Roadbook (Mittersill 2 - Spittal 2), Gesamtverantwortung (immer!)

Ralf Heinze: Ernährung/Roadbook/Sportmedizin (Spittal2 - Graz 2)

Achim Heinze: Treten/trinken (Graz 1 - Graz 2)


Bedanken möchte ich mich bei meinen vier Betreuern Jürgen Rosenberger, Oliver Loy, Stephanus Baumgartner und Ralf Heinze. Ohne deren Hilfe und gewonnene Erfahrung wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen!
Mein Dank gilt ebenfalls Jürgen Kaiser von XX-Lights-Bikes, Frau Vollmer von der Firma Abbott, den beiden Schmolke-Brüdern sowie allen Unterstützern, Fans und Helfern.

Grüßen möchte ich alle Teilnehmer - jeder, der ein Glocknerman geworden ist, hat Überragendes geleistet! Das sind die Geschichten, die man sich im Altenheim noch erzählen wird.

Fotografen: Stephanus Baumgartner, Ralf Heinze, Oliver Loy, Jürgen Rosenberger


Am Grazer Hauptplatz vor demStartPressestart in Grazgezeiteter Start in SchwazlNach Regen auf der Soboth wieder Sonne am Schaida SattelStephanusDa waren´s nur noch drei...---und dann nur noch zwei...endlich geht die erste Nacht vorbeiErste kurze Pause nach 500 km---und wieder auf den Glockner rauf...Schneewände am HochtotDas Wetter hat sich endgültig zum Schlechten gewendetDie zweite Nacht im RegenDer letzte Anstieg nach KitzeckZieleinfahrt nach 43.Stunden und 47 MinutenPrüfender Blick, ob das wirklich echtes Gold istAlle Finisher im GrupettoBesprechung der taktik für 2010Die Crew v.l: Kiki, Jürgen, Oli, ich (Stephanus fehlt)

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