Dr. Achim Heinze


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Alpenüberquerung im November

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ALPENÜBERQUERUNG MIT DEM RENNRAD IM NOVEMBER 2015


Nachdem es bereits im März 2015 gelungen war, von Nord nach Süd die Ostalpen - wie immer solo, ohne Begleitfahrzeug, ohne Gepäcktransport, usw. - zu durchqueren, sollte dasselbe nun im November desselben Jahres erprobt werden.

Bei Minus vier Grad, Nebel und letzter Dunkelheit machte ich mich deshalb von Simbach/Inn auf, um am nächsten Tag das hoffentlich sonnige Grado an der Adria zu erreichen.
Bis dorthin war aber ein langer Weg abzuradeln. Erschwert wurde die Tour nicht nur durch die erwartet winterlichen Temperaturen, sondern auch durch den aufgezogenen Crossreifen hinten, der mit 4 bar max. und dickem Profil doch ordentlich bremst. Bei Dunkelheit einen Platten beheben zu müssen, war damit wenigstens weitgehend ausgeschlossen.

Die ersten drei Stunden änderte sich an den angesprochenen Minusgraden wenig - bald waren die ersten kleinen Eisklumpen in der Radflasche; getrunken wurde trotzdem. Nach Salzburg wurde es dann in den sonnigen Abschnitten deutlich wärmer - diese sind in Gebirgstälern im November allerdings spärlich gesät. Diesbezügliche Tiefpunkte waren der Pass Lueg mit eisigem Gegenwind (eher - sturm!) und die lustige Radfahrereinkehr "Jaqueline" nach Schwarzach. Dort scheint den ganzen Tag keine Sonne hin, sodass Raureif, gefrorene Pfützen und Kälte nicht nur den Radfahrer erschaudern lassen.
Es ist allerdings nicht der einzige Ort ohne Sonne und stattdessen mit Dauerreif - längere Passagen, wie z.B. im Salzachtal nach Lend gibt es immer wieder. Überhaupt ist der Temperaturgegensatz zwischen besonnten Abschnitten und eisigen Schattenvorhängen die jahreszeitlich auffälligste Erscheinung. Verständlich, dass man sich hierbei sehr erkälten kann bzw. könnte - ist schließlich nicht geschehen.

So manches Mal hätte ich mir aber gerne einen Schluck Warmes gewünscht - doch für Anhalten und Einkehren blieb keine Zeit. Schließlich wird es um spätentens 17:00 Uhr dunkel, und die Stunde der Dämmerung zuvor ist aus Sicherheitsgründen auch nicht gerade radfahrerfreundlich.
Über Bad Gastein - Spittal erreichte ich schließlich Villach, wo mir das Glück hold war und per zufall ein Hotel mit Wasserkocher im Zimmer bescherte.
Viel half dieser am nächsten Tag dennoch nicht: Wieder lagen die Temperaturen bei Minus vier Grad und die gewärmten Rad- bzw. 1,5L-Plastikflschen waren schon nach 45 Minuten wieder mit Eiswürfelchen bestückt.

Was das unbegleitete Fahren besonders herausfordernd macht, ist der nicht nur für Radfahrer unnötige Umstand, dass sämtliche Getränke in Tankstellen, Bars, ... grundsätzlich im Kühlschrank stehen. Im Death Valley könnte man so etwas evt. noch nachvollziehen (auch wenn es zur am besten verträglichen Trinktemperatur - weitgehend unabhängig von der Außentemeratur übrigens - wissenschaftliche Studien gibt, die anderes aussagen), aber in den mittleren Breiten, wo Häuser beheizt und nicht gekühlt werden, wo in Fahrzeugen die Heizung gegenüber der Klimaanlage in den Vordergrund tritt, wo die Bevölkerung von September bis Anfang Juni immer wieder über grippale Infekte klagt - was soll die Kühlerei denn eigentlich bringen ?

Da nichts anderes übrig blieb, habe ich notgedrungen das eisige Getränk geschluckt und auf mehr Wärme gehofft, sobald das Gebirge hinter mir liegen würde. Einzige wärmende idee war mein Capri Sonne-Trick: An Tag 2 startete ich mit je einer der genannten Tüten in den hinteren Trikottaschen, sodass ich mich unterwegs zweimal an angenehm warmen Getränken erfreuen konnte. Not macht eben erfinderisch! (Falls dies jemand nachmachen möchte: Funktioniert nicht mit eckigen Sunkist-Tüten und - ganz wichtig - Safttüten vor dem Einstecken ins Trikot anwärmen, sonst geht´s direkt an die Nieren!)...

...17 Grad und Sonenschein waren es schließlich, welche diese doch eher außergewöhnliche Tour am Zielort belohnten.

Für Statistiker: 420 km/2700 Hm/23er-Schnitt/gefahren an Tag 1 von Sonnenauf- bis -untergang, an Tag 2 Ankunft in Grado um Viertel nach zwei Uhr.
Rückfahrt Grado - Spittal (215 km/ 1400 Hm), ab dort Zug!

Das war´s für 2015!


Bild unten: Der italienische Wintersportort Tarvis wird seinem Ruf gerecht: Von wegen Bella Italia mit Sonnenschein...

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