Dr. Achim Heinze


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2009

Presse


PNP-SPORTMELDUNG
vom 10.06.2009

Ultrahart: Schulrektor ist Weltmeister

Achim Heinze aus Simbach holt sich den Titel im Ultraradmarathon - Fast 44 Stunden nonstop im Sattel

Von Roland Holzapfel
Marathon? Läppisch! Triathlon? Pah! „Glocknerman“ heißt die Herausforderung für die härtesten Extremsportler. Wer die WM im Ultraradmarathon anpackt, muss sich nonstop 1025 Kilometer über 13 Alpenpässe quälen und dabei 15 759 Höhenmeter überwinden. Den Weltmeister-Titel 2009 hat ein Niederbayer geholt: Dr. Achim Heinze aus Simbach, im Hauptberuf Grundschulrektor.
43 Stunden und 47 Minuten (Schnitt: 23,07 km/h) brauchte er für die Schinderei, bei der es unter anderem zweimal den Großglockner auf 2500 Meter hoch geht - mit 15 Prozent maximaler Steigung. Fast 44 Stunden im Sattel, abgestiegen wird nur zum Wechseln der durchgeschwitzten Hose oder wenn ein menschliches Bedürfnis drängt. Essen? Das besteht aus flüssiger „Astronautennahrung“, Achim Heinze nahm bei seinem Par-force-Ritt in den Alpen rund 35 Liter zu sich. Klingt unmenschlich. „Das nicht gerade“, meint Heinze, „aber ein zweites Mal schafft man das wohl nicht. Zumindest hat bisher noch keiner den WM-Titel verteidigt.“

Hitze, Minusgrade, Wind und Regen

Der 37-jährige Rottaler trat nach 2007 (damals belegte er Platz 9) zum zweiten Mal beim „Glocknerman“, dem schwersten und ältesten Radmarathon Europas, an. Startschuss war am 4. Juni um 11 Uhr in Graz. Bereits am ersten Berg stellte sich heraus, dass Heinze und der Lübecker Constantin Ribbentrop bergauf eine Klasse für sich waren. Das Feld von anfangs 23 Fahrern verkleinerte sich an jedem Pass. Über den Sobothpass, den Schaidasattel, Ferlach, Villach und Spittal, den Iselsberg, Lienz, Felbertauern und Zell am See erreichten die Extremradler bei völliger Dunkelheit die Großglockner-Hochalpenstraße.
Beim Hochtor auf 2505 Metern hatten Heinze und Ribbentrop schon einen beachtlichen Vorsprung auf die Verfolger herausgefahren. Nach der Abfahrt bei Temperaturen unter null stand erneut die Glocknerrunde mit Iselsberg, Felbertauern und schließlich zum zweiten Mal dem Großglockner auf dem Programm. Diesmal in der Mittagshitze bei rund 27 Grad. Weitere Erschwernis: Die Fahrer hatten wie bereits am Vortag starken Gegenwind. Dann begann es zu prasseln, Dauerregen begleitete die Athleten bis ins Ziel.
Die vier Betreuer in Heinzes Team hatten gut zu tun: Stephanus Baumgartner bereitete die Sportgetränke zu, Jürgen Rosenberger informierte Heinze über den weiteren Streckenverlauf, Oliver Loy war im Begleitauto für die Fahrradtechnik zuständig und Heinzes Bruder Ralf kümmerte sich als Teamarzt um die Gesundheit des Athleten. Die zweite Nacht ohne Schlaf verlangte ihm alles ab. „Wichtig ist, dass man nicht in Lethargie verfällt“, so Heinze. Sein Trick: Er legte trotz der Kälte Stirnband, Radbrille und Armlinge ab, um noch mehr zu frieren. Das schützt vor Müdigkeit.
Kurz nach 4 Uhr war endlich die 15 000-Höhenmeter-Grenze überschritten. Auch den letzten Anstieg entlang der Weinstraße nach Kitzeck bewältigten Heinze und Ribbentrop im selben hohen Tempo. Nun war endgültig klar, dass beide gleich stark waren: Sie beschlossen, auf

Zwei harte Männer teilen sich den Titel

einen Zielsprint zu verzichten. „Wenn man auf 13 Pässen gleichzeitig den Gipfel erreicht und über 1000 Kilometer Seite an Seite fährt, sprintet man nicht auf den letzten 100 Metern. Das ist ein Gebot der Fairness“, sagt Heinze. Gegen 8 Uhr morgens fuhren sie gemeinsam in Graz durchs Ziel - als erste deutsche Weltmeister im Extremradsport. Gestern, drei Tage nach den Strapazen, dachte Heinze bereits wieder ans nächste Ultra-Rennen: den RATA (Race Across the Alpes) Ende Juni am Stilfserjoch - 500 Kilometer lang, mit 14 000 Höhenmetern.
Seine Liebe zum Ausdauersport, zunächst zum Laufen, entdeckte der Simbacher während der Studienzeit. 1999 bestritt er seinen ersten Marathon (42,195 km), weitere Langstrecken-Rennen folgten, ehe er sich an den Triathlon wagte. Dann merkte Heinze, dass ihm die Berge besser liegen. Er landete beim Extremradsport - obwohl er nach einem Sturz in der Kindheit mehr als 20 Jahre lang kein Interesse am Radeln gehabt hatte. Schnell stellten sich Erfolge ein, der WM-Titel war die Krönung.

Der Schulweg als Trainingsstrecke

Jenseits des Sports trieb der Hobbymusiker (er spielt Gitarre in einer Rockband) seine Uni-Karriere voran, promovierte 2002 als Dr. phil. in Grundschuldidaktik. Er verfasste Schulbücher und pädagogische Artikel, arbeitete als Lehrer an zwei Passauer Volksschulen, dann in Mitterskirchen (Lkr. Rottal-Inn), ehe er im August 2006 als Rektor an die Grundschule in Postmünster wechselte.
Von seinem Wohnort Simbach radelt der Junggeselle täglich, auch im Winter, zum Arbeitsplatz - hin und zurück rund 55 Kilometer. Am Wochenende geht’s öfters zum Bergtraining ins Salzburger Land. In der Rottaler Hügellandschaft begnügt Heinze sich damit, manchen Anstieg zehn, zwölf Mal hintereinander hochzufahren.
Den „Glocknerman“ wird er 2010 wohl erneut in Angriff nehmen. Vielleicht gelingt es ihm ja doch als erstem Sportler, den Titel zu verteidigen. Sein Fernziel klingt allerdings noch ein wenig verrückter. Es ist das unter Extremsportlern legendäre „Race Across America“ von der US-Westküste zur Ostküste. Distanz: 4500 Kilometer. „Die absolute Steigerung, das allerschwerste und längste Radrennen der Welt“, sagt Achim Heinze. Die Begeisterung über die bevorstehende Qual ist ihm anzuhören.

WM-Titel im Extremradsport geht nach Deutschland TOUR | News 09. Juni 2009

Die beiden deutschen Extremradsportler Achim Heinze und Constantin Ribbentrop holen sich beim Glocknerman erstmals den WM-Titel. Die 1025 Kilometer und 15 750 Höhenmeter bewältigte das Duo in 43 Stunden 47 Minuten - sie fuhren gemeinsam über die Ziellinie. Eine Geste des Fairplay, wie beide versicherten: "Wenn man über 13 abspruchsvolle Alpenpässe gleich stark ist, sprintet man nach über 1000 Kilometern nicht um den Sieg", so Heinze. Beide durften ganz oben auf dem Treppchen stehen und feierten ihren gemeinsamen WM-Titel. Der Glocknerman, der 2009 zum 11. Mal ausgetragen wurde, gilt als der älteste und schwerste Ultramarathon Europas. www.glocknerman.at


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