Dr. Achim Heinze


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Brevetserie/Saisoneröffnung2013

Wettkampfberichte > 2013

Saisonstart:200 km-Brevet Haid am 6.4.2013


Der Abwechslung halber wollte ich dieses Jahr zum Auftakt unbedingt eine andere Veranstaltung erleben und näher beschreiben - doch es ging, man kann es leicht erraten - aus Witterungsgründen nicht. So stand nicht Triest Anfang März, sondern das bewährte Haid (bei Linz) im April wieder einmal als erster Renntag auf dem Programm. Und selbst das war nicht so sicher...

... denn die Wettervorhersagen waren so wie die ersten drei Monate des Jahres: radfahruntauglich - eigentlich...

... doch knapp die Hälfte der ursprünglich gemeldeten 60 Starter ließ sich nicht abhalten, um sich diesen "Auftakt ohne Maß" - nach verständlichen Maßstäben der meisten Radsportaktiven - anzutun. Man kann es wirklich niemand verübeln, wenn er an so einem Tag im Bett bleibt und das Rennrad im Keller stehen lässt - eigentlich die normale Verhaltensweise.

Unnormal war neben Winterwetter und guter Besetzung (sogar ein Teilnehmer mit Profilizenz) mehreres: Traditionell werden beim ersten Brevet von mir immer die abgelaufenen Riegel und die Gels mit den übelsten Geschmacksrichtungen aus dem Vorjahr verbraucht. Dieses Jahr waren es Pfefferminz-Gels und ein bereits verschimmelter Riegel, die mich unterwegs unerwartet hungern ließen.

Zusammen mit einem fehlenden Frühstück (ich stopfe mir doch nicht Kohlenhydrate hinein, um dann evtl. zu erfahren, dass der Brevet abgesagt wird!), nur Leitungswasser im Bidon (Maltodextrin wird erst noch gekauft!), zum Bananenschälen völlig ungeeigneten (Aldi-) Handschuhen, war fast voraussehbar, dass die Energie knapp werden könnte.

Letzte und eingeplante Rettung war die Labe am Kronberg: Dort hatte ich die Wahl zwischem heißem Tee oder kaltem, aber zuckerhaltigen Cola. Ich entschied mich für die Wärme, sodass auf dem 70 km "Rückfahrt" zwangsläufig der Einbruch kommen musste...


Was bis dahin geschah: Aus 30 wurden 12, dann 9, dann 6 Radfahrer, welche die erste Schlüsselstelle Großalmstraße meistern mussten. Zusammen wurde das Tempo hochgehalten. Bei dauerhaft 420 Watt ließen zwei weitere Teilnehmer abreißen (kamen in der Abfahrt wieder ran). Dasselbe passierte am Kronberg.

Ich ging, da die großen udnselektiven Schwierigkeiten passiert waren, davon aus, dass wir gemeinsam ins Ziel fahren würden. Doch an einer gar nicht so spektakulären Stelle teile sich unsere Gruppe in zwei Hälften. Als ich das Loch zufahren wollte, bemerkte ichs schnell die Unterzuckerung. Also Griff ich zu Plan B, das heißt: während der Fahrt in die Satteltasche, wo ich noch ein Gel (dieses Rennrad hatte ich im Juni 2012 zu letzten Mal benutzt) vermutete. Tatsächlich!

Als Geübter schaffte ich es, den rechten durchnässten Handschuh im Mund, das ersehnte Gel zu erreichen, ohne dass sich der Autoschlüssel aus der Satteltasche verabschiedete. Man darf nicht vergessen: Wir hatten zwischen einem und drei Grad, die Finger waren klamm...

Die Kohlenhydrate zeigten immerhin kurzfristig ihre Wirkung, doch um die längst außer Sicht geratenen vor uns wieder einzuholen, war es zu spät. Zehn Kilometer vor dem Ziel war es ohnehin wieder vorbei mit der Herrlichkeit begrenzter Energiespeicher und die Glucose längst verwertet. Der Vorteil davon, wenn man "auf dem Zahnfleich daherfährt" ist es, dass man keinen Gedanken mehr an die Kälte verschwendet, weil man nur noch denkt, was man jetzt alles essen würde, wenn man es nur vor sich hätte.

Fazit:
1. Je kleiner die Radsportszene (wieder) wird, je mehr sie disziplinübergreifend zusammenrückt, umso höher wird das Renntempo - überall, dies macht auch vor den Brevets nicht halt.

2. Die Zeiten, zu welchen ich mich mit meinem Winterrad incl. schlecht befüllter 28 mmm Reifen locker an den Start eines Brevets stellen und damit auch der schnellsten Rennzeit ins Ziel fahren konnte, sind selbst ohne Anwesenheit der tempoharten Grazer Fraktion endgültig vorbei.

3. Wenn jemand glaubt, dass das Renntempo niedriger wäre, "weil dieses Frühjahr alle nicht so viel trainieren konnten", wird er, wie ich in den vergangenen teilweise auch verregneten Vorbereitsungsjahren bereits erfahren durfte, eines Besseren belehrt.

Und trotzdem: Wer nicht dabei war, hat wieder einmal etwas versäumt!



200 km Brevet - zweiter Teil


Eine Woche später gab Organisator Ferdinand Jung den noch nicht Gestarteten die Möglichkeit, bei besserem Wetter den 200 km-Brevet zu absolvieren. Einige, wie ich auch, nutzen dies dazu, gleich nochmals teilzunehmen.

Dieses Mal mit der Grazer Delegation um Thomas Stindl im Feld wurde von Anfang an Tempo gemacht. Sogleich nach 2 km in der Führung bemerkte ich meine schweren Beine - war ich doch wegen eines Zehenbruchs eine Woche nicht geradelt.
Zwar konnte ich an einem Bergaufangriff noch mithelfen, doch oben auf der Kuppe war mir bewusst, dass der starke Gegenwind aus Westen es heute sehr schwer machen würde. In der Kombination mit dem ambitionierten Tempo des diesjährigen RAAM-Starters David Misch sah ich meine Felle frühzeitig davon schwimmen.

Nun weiß ich jedenfalls, wie es sich anfühlt, zeitig aussortiert zu werden: Ehrlich gesagt, ganz gut! Wie eine Erlösung, man kann endlich sein eigenes Tempo fahren. Sicher, 130 km allein, zunächst gegen den unangenehmen Wind, waren keine guten Aussichten - aber so weit denkt man im Eifer des Gefechts glücklicherweise nicht. Man netwickelt immer noch Ehrgeiz, sich wenigstens nicht mehr einholen zu lassen Das fiel mir so richtig auf, als ich an einem geschlossenen Bahnübergang länger warten musste, da der Zug auf den Gleisen rangierte.

Mit 6:24 war ich dann doch nur 4 Minuten langsamer als letzte Woche und fühlte mich auch am Tag danach deutlich besser, also doch ganz ordentlich.
Fazit Part 2: So wie die Brevets besetzt sind, reicht auch das Ersatzrad ohne Auflieger nicht mehr - wenn schon der Fahrer zu dieser Jahreszeit nicht in Bestform ist, dann sollte es nicht mehr "auch", sondern "besonders" für Brevets wenigstens das Material sein...


300 km Brevet 4.5.2013



Eigentlich kaum zu glauben: Obwohl die letzten drei Wochen frühsommerlich warm waren und ich die ersten Badetage sammeln konnte, beginnt es während der Autofahrt zum Brevet an der exakt selben Stelle wie vor drei Wochen wieder zu schütten! Feiner Unterschied: es ist Mai und deshalb ein paar Grad wärmer.

Um7 :00 Uhr schickt Organisator Ferdinand Jung die besonders Ambitionierten (ambitioniert ist abgesehen davon ohnehin jeder, der sich 300 km vornimmt!) in einer Zwölfer-Startgruppe in´s Rennen. Wir sind zwar schnell, aber nicht besonders aufmerksam, was dazu führt, dass wir uns Rund um Steyr verfahren. Richtung Maria Neustift, der ersten Kontrollstelle, sind wir wieder on Track. Beim zweiten längeren Anstieg attackiere ich gleich zu Beginn (instinktiv!), sodass die Gruppe geteilt wird. Es erwischt seit Langem erstmals wieder (oder überhaupt?) den Erfahrensten und Ambitioniertesten unter uns, dessen Name mir gerade nicht einfällt. (Nebenbei: Kurze Zeit später geht es ihm schon wieder so gut, dass er jungen Frauen auf Balkonen zuwinken kann.)

Zunächst kämpft er aber tapfer und kann uns an der nächsten Kontrollstelle wieder einholen. Ich wäre übrigens meiner eigene Attacke fast selbst zm Opfer gefallen, trotzem musste das sein - sonst wäre es ja auch langweilig geworden. Zudem darf man nicht vergessen, dass wir von oben und unten nass bis auf die Haut waren, da schadet es nicht, wenn man sich anstrengen muss und so wieder aufwärmt!

Am Ziehberg bei Kirchdorf an der Krems bewahrheitet sich, was vorher bereits andeutungsweise zu erkennen war: Herr Z. ist heute der beste Bergfahrer im Feld! So erübrigen sich weitere Attacken. Dass unser Tempo hoch ist (Schnitt insgesamt 34 km/h, also ein km/h schneller als beim 200er), merkt man auch daran, dass es immer wieder zu Situationen kommt, wo abgerissen (Scharnstein) bzw. extrem gekämpft (Weißenbachschlucht) wird.

Zu fünft kommen wir schließlich nach 8:10 ins Ziel, wobei die zehn Minuten allein durch aggressivere Pausentaktik wettzumachen gewesen wären, aber dann wäre es nicht nur auf dem Rennrad stressig gewesen...

Fazit: Meine Form wird langsam so wie sie sein soll - muss sie auch - denn: geschenkt wird einem nichts mehr!


Bilder (erste und zweite Reihe): v.l.o. im Uhrzeigersinn: Start bei 3 Grad und Regen/mit Robert Mayr und betenden Merkel-Händen (?)/Die ersten Meter von 200 Kilometern sind die schlimmsten!/ verschneite Labe Kronberg zwischen Mondsee und Attersee.
Bilder (dritte Reihe): Noch zu fünft bzw. solo bei 200 Brevet Part 2
Bilder (vierte Reihe): Labe Seewalchen und im Ziel bei mittlerweile schönem Wetter!
Quelle: FerdinadJung/Randonneurs Austria


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